>> Übersicht Untersuchte Formate und Sendungen
Teletubbies im
Alltag von Kindern
In der Studie wurde den Fragen
nachgegangen, wie Eltern das Programmformat einschätzen,
was Kinder an den "Teletubbies" begeistert und wie
sich die Sendung in den Alltag integriert.
Auf Grund der Auswertung von Morgenkreisgesprächen,
Spiel- und Malaktionen, Falluntersuchungen und der Analyse
von Zuschauerpost, wurde deutlich, dass es vor allem die Figuren
der Teletubbies sind, die Kinder begeistern und ihre Aufmerksamkeit
fesseln. Was die Figuren interessant macht, sind nicht nur
ihre eindeutigen Farben und Wiederkennungsmerkmale, sondern
vor allem ihre mollige Leiblichkeit und ihre Bewegungen.
Für den Erfolg ist aber vor allem
die konkrete Rezeptionssituation wichtig. Daher lag hier der
empirische Schwerpunkt. Eltern zeichneten mit einer neben
den Fernseher gelegten Videokamera pro Kind 2-3 "ganz
normale" "Teletubbies"-Rezeptionen auf. So
lagen 114 Aufnahmen einer weitestgehend natürlichen Rezeptionssituation
von 40 Kindern vor. In die Aufnahmen ist die jeweils gesehene "Teletubbies"-Folge als kleines Bild ‘eingestanzt’,
so dass es möglich ist, sowohl das Kind als auch die
von ihm gesehene Sendung zu verfolgen.
Es zeigten sich typische Momente der
Rezeptionssituation:
- Erklären / Bemerken
/ Kommentieren.
- Mitsprechen / Mitsingen.
- Verfolgen.
- Antworten.
- Vorhersagen / Vorwegnehmen.
- Mittanzen / Bewegen
- Nachfragen
- Spiele während der
Rezeption
Diese Aktivitäten sind in der
Sendung, ihrer Dramaturgie und Gestaltung angelegt. Sie gehen
nicht nur auf die Wahrnehmungsvorlieben von Kindern ein, sondern
sprechen sie immer wieder neu und anders an und bieten ihnen
so Räume zum Mitmachen an.
Um einen Einblick in die Argumente
und Positionen von Eltern zu bekommen, wurde eine Umfrage
an Eltern in insgesamt 11 Internet-Foren im Themenbereich
Familie, Eltern und Kleinkinder gestellt und es wurden Chat-Foren
analysiert. Auf diese Umfrage gingen 248 Antworten ein, in
denen sich etwa die Hälfte der Eltern der Sendung gegenüber
positiv äußerte, während die anderen die Sendung
sehr kritisch einschätzten.
Das meist genannte Argument für die "Teletubbies" ist die Beobachtung der Kinder
während der Rezeption. Das meist eingebrachte Argument gegen die "Teletubbies" ist, dass Kinder
in diesem Alter nicht vor den Fernseher gehören. Zweithäufigstes
Argument gegen die Sendung ist die verwendete Sprache, die
von Eltern als ungeeignet eingeschätzt wird und von der
sie Sprachstörungen erwarten. In den empirischen Untersuchungen
mit Kindern konnte gezeigt werden, dass Kinder die Sprache
der Teletubbies nicht mit ihrer eigenen verwechseln, sondern
sie wie zusätzliche Vokabeln aufnehmen.
Insgesamt sind die "Teletubbies"
eine Sendung, die Kindern viel Freude bereitet, weil sie sie
ästhetisch anspricht und sie mitmachen und mitdenken
können. Für Eltern ist es ein ausgesprochen ungewohntes
Format, welches sie nicht einschätzen können und
insofern sind sie der Sendung gegenüber oftmals kritisch
eingestellt.
Die Teletubbies sind für Kinder,
die ohnehin schon sehr früh fernsehen eine gelungene
Alternative zu anderen Sendungen, bei denen die Gefahr besteht,
dass sie überfordert werden. Die Serie brachte aber auch
Kinder zum Fernsehen, die vorher noch nicht vor dem Bildschirm
saßen. Insofern wurde hier eine ganze neue – sehr junge
– Zuschauergruppe akquirierte. Dies fördert natürlich
die Medium- und Senderbindung und bringt für Eltern eine
nicht zu unterschätzende Verantwortung: sie müssen
nun noch früher mit den Fernseh- und Konsumwünschen
der Kinder und der großelterlichen Geschenkbereitschaft
umgehen.
Literatur:
Götz,
Maya: Begeisterung
bei den Kinder – Besorgnis bei den Eltern.
In: TELEVIZION
12/1999/2, Seite 54-64
Götz,
Maya: Phänomen Teletubbies: Zwischen Begeisterung
(bei den Kindern) und Besorgnis (bei den Eltern). In:
medienpraktisch 2/2000, S.59-64
Götz,
Maya: Die Teletubbies treffen den Nerv der Kinder. Wie
erleben die Kinder die Teletubbies, wie reagieren die Eltern? In: Neuß, Norbert (Hg.): Teletubbies und Co. Weinheim:
Beltz 2001, S. 93-115
Götz
Maya: Wer hat Angst vor den Teletubbies? In: Medienpädagogik.
Freiburg im Breisgau: Lambertus 2000, S. 142-146
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