IZI-Forschung
 
Zielgruppe bis 5/6 Jahre

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Teletubbies im Alltag von Kindern

In der Studie wurde den Fragen nachgegangen, wie Eltern das Programmformat einschätzen, was Kinder an den "Teletubbies" begeistert und wie sich die Sendung in den Alltag integriert.

Auf Grund der Auswertung von Morgenkreisgesprächen, Spiel- und Malaktionen, Falluntersuchungen und der Analyse von Zuschauerpost, wurde deutlich, dass es vor allem die Figuren der Teletubbies sind, die Kinder begeistern und ihre Aufmerksamkeit fesseln. Was die Figuren interessant macht, sind nicht nur ihre eindeutigen Farben und Wiederkennungsmerkmale, sondern vor allem ihre mollige Leiblichkeit und ihre Bewegungen.

Für den Erfolg ist aber vor allem die konkrete Rezeptionssituation wichtig. Daher lag hier der empirische Schwerpunkt. Eltern zeichneten mit einer neben den Fernseher gelegten Videokamera pro Kind 2-3 "ganz normale" "Teletubbies"-Rezeptionen auf. So lagen 114 Aufnahmen einer weitestgehend natürlichen Rezeptionssituation von 40 Kindern vor. In die Aufnahmen ist die jeweils gesehene "Teletubbies"-Folge als kleines Bild ‘eingestanzt’, so dass es möglich ist, sowohl das Kind als auch die von ihm gesehene Sendung zu verfolgen.

Es zeigten sich typische Momente der Rezeptionssituation:

  • Erklären / Bemerken / Kommentieren.
  • Mitsprechen / Mitsingen.
  • Verfolgen.
  • Antworten.
  • Vorhersagen / Vorwegnehmen.
  • Mittanzen / Bewegen
  • Nachfragen
  • Spiele während der Rezeption

Diese Aktivitäten sind in der Sendung, ihrer Dramaturgie und Gestaltung angelegt. Sie gehen nicht nur auf die Wahrnehmungsvorlieben von Kindern ein, sondern sprechen sie immer wieder neu und anders an und bieten ihnen so Räume zum Mitmachen an.

Um einen Einblick in die Argumente und Positionen von Eltern zu bekommen, wurde eine Umfrage an Eltern in insgesamt 11 Internet-Foren im Themenbereich Familie, Eltern und Kleinkinder gestellt und es wurden Chat-Foren analysiert. Auf diese Umfrage gingen 248 Antworten ein, in denen sich etwa die Hälfte der Eltern der Sendung gegenüber positiv äußerte, während die anderen die Sendung sehr kritisch einschätzten.

Das meist genannte Argument für die "Teletubbies" ist die Beobachtung der Kinder während der Rezeption. Das meist eingebrachte Argument gegen die "Teletubbies" ist, dass Kinder in diesem Alter nicht vor den Fernseher gehören. Zweithäufigstes Argument gegen die Sendung ist die verwendete Sprache, die von Eltern als ungeeignet eingeschätzt wird und von der sie Sprachstörungen erwarten. In den empirischen Untersuchungen mit Kindern konnte gezeigt werden, dass Kinder die Sprache der Teletubbies nicht mit ihrer eigenen verwechseln, sondern sie wie zusätzliche Vokabeln aufnehmen.

Insgesamt sind die "Teletubbies" eine Sendung, die Kindern viel Freude bereitet, weil sie sie ästhetisch anspricht und sie mitmachen und mitdenken können. Für Eltern ist es ein ausgesprochen ungewohntes Format, welches sie nicht einschätzen können und insofern sind sie der Sendung gegenüber oftmals kritisch eingestellt.

Die Teletubbies sind für Kinder, die ohnehin schon sehr früh fernsehen eine gelungene Alternative zu anderen Sendungen, bei denen die Gefahr besteht, dass sie überfordert werden. Die Serie brachte aber auch Kinder zum Fernsehen, die vorher noch nicht vor dem Bildschirm saßen. Insofern wurde hier eine ganze neue – sehr junge – Zuschauergruppe akquirierte. Dies fördert natürlich die Medium- und Senderbindung und bringt für Eltern eine nicht zu unterschätzende Verantwortung: sie müssen nun noch früher mit den Fernseh- und Konsumwünschen der Kinder und der großelterlichen Geschenkbereitschaft umgehen.

 

Literatur:

Götz, Maya: Begeisterung bei den Kinder – Besorgnis bei den Eltern.
In: TELEVIZION 12/1999/2, Seite 54-64

Götz, Maya: Phänomen Teletubbies: Zwischen Begeisterung (bei den Kindern) und Besorgnis (bei den Eltern). In: medienpraktisch 2/2000, S.59-64

Götz, Maya: Die Teletubbies treffen den Nerv der Kinder. Wie erleben die Kinder die Teletubbies, wie reagieren die Eltern? In: Neuß, Norbert (Hg.): Teletubbies und Co. Weinheim: Beltz 2001, S. 93-115

Götz Maya: Wer hat Angst vor den Teletubbies? In: Medienpädagogik. Freiburg im Breisgau: Lambertus 2000, S. 142-146